
Bereits vor einigen Jahren hat in der deutschsprachigen radikalen Linken eine Debatte darum begonnen, wie dringend benötigte revolutionäre linke Perspektiven aus ihrem marginalisierten Nischendasein befreit werden können und breitere gesellschaftliche Verankerung insbesondere in den ausgebeuteten Klassen hergestellt werden kann. Eine Konsequenz daraus ist die Wiederbelebung eines Ansatzes, der als revolutionäre Basisarbeit umschrieben wird.
Aus dieser Suchbewegung sind vermehrt Stadtteilgruppen entstanden, die anknüpfend an lokale Lebensbedingungen versuchen, Profitorientierung, Konkurrenz und Vereinzelung eine solidarische und bedürfnisorientierte Praxis entgegenzusetzen. In der aktiven Hinwendung zu den Nachbar:innen unterscheiden sie sich von klassischen Infoläden und linken Szenetreffs, durch den revolutionären Anspruch besteht gleichzeitig eine klare Abgrenzung zu Sozialarbeit und reformistischen Ansätzen. Auch der Stadtteilladen Anni Wadle aus Kiel verortet sich innerhalb dieser Überlegungen und entwickelt seit gut drei Jahren eine entsprechende Praxis im Stadtteil Gaarden.
In dem Beitrag wollen wir einen Überblick über die Diskussionen und die daran anknüpfenden Praxen der revolutionären Stadtteilarbeit im deutschsprachigen Raum geben. Dabei wird der Ansatz des Stadtteilladen Anni Wadle genauer vorgestellt und reflektiert. Davon ausgehend wollen wir gemeinsam diskutieren, inwieweit dieser Ansatz eine tragfähige Strategie ist, um Gegenmacht zum zerstörerischen Kapitalismus aufzubauen. Ist sie ein geeignetes Mittel, den herrschenden Verhältnissen ernsthaft den Kampf anzusagen und auch eine emanzipatorische Gegenbewegung zu den falschen Krisenlösungen der Rechten sicht- und erfahrbar zu machen? Worin besteht ihr Potenzial, wo stößt sie an ihre Grenzen?
Genug spannende Fragen jedenfalls, um einen Abend zu füllen und hoffentlich etwas klüger zu werden, wie doch noch alles besser werden könnte. Wir freuen uns auf euch!
Infos: stadtteilladen.gaarden.net | Insta: @stadtteilladenanniwadle