Die Westsahara, ehemalige spanische Kolonie, liegt im Nordwesten Afrikas, grenzt nördlich an Marokko, im Süden an Mauretanien und im Osten an Algerien. Der gesamte Westen des Landes liegt an der atlantischen Küste. El Aaiùn ist die sahrauische Hauptstadt. Die marokkanische Besetzung der Westsahara im 1975 zwang einen Großteil der sahrauischen Bevölkerung (200.000), aus dem Land zu fliehen und im Südwesten Algeriens Schutz zu suchen, wo sie ihre Flüchtlingslager in der Nähe der Stadt Tindouf (Südwest Algeriens) errichteten. In den von Marokko besetzten Gebieten ist die sahrauische Bevölkerung seit Jahrzehnten Enteignungen und Repressionen ausgesetzt. Wie von einer Vielzahl internationaler und lokaler Organisationen dokumentiert, sind viele Sahrauis Opfer verschiedener Formen von Gewalt geworden, vor allem wegen ihres politischen Engagements. Die marokkanischen Behörden haben das Gebiet mit Tausenden von marokkanischen Siedlern überschwemmt und damit die einheimische Bevölkerung zu einer Minderheit in ihrem eigenen Land gemacht. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass der Konflikt in der Westsahara kein
gesellschaftlicher, kommunaler, ethnischer, religiöser oder Klassenkonflikt ist. Vielmehr handelt es sich um einen Konflikt politischer Natur. Auch die Westsahara-Frage wird von den Vereinten Nationen als eine Frage der Entkolonialisierung betrachtet. Daher befindet sich das Gebiet seit 1963 auch auf der UN-Liste der nicht selbstverwalteten Gebiete, die noch entkolonialisiert werden müssen. Ende der 80er Jahre erkannte König Hassan II. angesichts der enormen Kriegskosten, die in Marokko entstanden waren, dass ein militärischer Sieg in der Westsahara nicht möglich war. Deshalb haben die beiden Konfliktparteien, die Frente POLISARIO und Marokko, einen von der UN vorgeschlagenen Friedensplan akzeptiert, der nach 16 Jahren bewaffneten Konflikts (1975-1991) eine friedliche Lösung ermöglichen sollte. Der Beilegungsplan sah einen Waffenstillstand vor, auf den ein freies und faires Referendum über die Selbstbestimmung folgen sollte, das ohne militärische oder administrative Zwänge abgehalten werden sollte, um der Bevölkerung der Westsahara in Ausübung ihres Selbstbestimmungsrechts die Möglichkeit zu geben, zwischen Unabhängigkeit und Vereinigung mit Marokko zu wählen. Zu diesem Zweck errichtete der UN-Sicherheitsrat am 29. April 1991 unter seiner Aufsicht die MINURSO-Mission. Sie wurde in das Gebiet entsandt, um den Waffenstillstand, der am 6. September 1991 in Kraft trat, zu überwachen und das Referendum zu organisieren.
Trotz aller Widrigkeiten gelang es der MINURSO im Januar 2000, die Liste der Wahlberechtigten für das Referendum zu erstellen und damit den Weg für die Abstimmung zu ebnen. Genau zu diesem Zeitpunkt erklärte Marokko, dass es nicht mehr gewillt sei, das Referendum über die Selbstbestimmung durchzuführen, offensichtlich aus Angst, an der Wahlurne zu verlieren. 20 Jahre später als Marokko am 13. November 2020 den Waffenstillstand von 1991 verletzte, nachdem es jahrelang das Referendum über die Selbstbestimmung behindert hatte, erklärte di
POLISARIO-Front, dass sie gezwungen sei, von ihrem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch zu machen, und sie folglich den bewaffneten Befreiungskampf wieder aufnehmen werde. Infolgedessen ist das Gebiet der Westsahara zu einer Zone des offenen Krieges geworden, da die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien entlang der illegalen marokkanischen Militärmauer in der Westsahara fortgesetzt und intensiviert werden.